Hatten wir das nicht schon mal? Wenn man denkt, die Welt ist hier eigentlich zu Ende, wird die Einsamkeit noch übertroffen.
Wir fahren vormittags durch das „Great Basin“, ein ungeheuer ödes und doch gewaltiges Naturereignis. Mittags machen wir Stopp in „Grandma´s Cafe“. Grandma ist sicher gut über 80 und ausgesprochen resolut. Als wir mit einem matten doch fröhlichen „how do you do“ rein kamen, war die Antwort „close the door“, die hatte nämlich keine Schließfeder. Ansonsten zwei Coke, zwei Burger, kein überflüssiges Wort. Grandma kann froh sein, dass das nächste Gesundheitsamt, Gewerbeaufsicht, FDA oder was auch immer einige Einhundert Meilen entfernt ist.
Wir fahren am „Split Rock“ vorbei. Das war zu Zeiten der großen Trails eine wichtige Landmarke. Die Kerbe im Felsen ist weit zu sehen und wurde anscheinend schon zu prähistorischen Zeiten genutzt. So berichten es die Tafeln am Aussichtspunkt. Vier große Trails (Wege) nach Westen verliefen hier etwa in der Zeit von 1840 bis 1880. 500.000 Menschen sollen hier durchgekommen sein. Da war wahrscheinlich mehr los als jetzt.
Die Gegend hatte zu Zeiten des Bergbaus deutlich bessere Zeiten erlebt und ist heute ziemlich entvölkert. Eindrucksvoll zeigt sich das bei der Ankunft abends in Jeffery City. Da leben noch 100 Einwohner, die meisten Häuser sind verlassen. Das auf der Karte angekündigte Motel ist verfallen, den Campground gibt es auch nicht mehr. Die Tankstelle ist ebenfalls zu, Benzin wird von der einzigen Kneipe im Ort mit ausgegeben. Die Stimmung in dieser Kneipe erinnert lebhaft an Filme von Jim Jarmush. Campen kann man im Citypark, der sonst auch nicht mehr genutzt wird. Kein Wasser, keine Toiletten, dafür aber Mücken. Aber einen „Liquor-shop“, den gibt es noch. Am Morgen suchen wir die laut Karte vorhandene Post, zu der wir eine postlagernde Sendung bestellt hatten: die gibt es aber auch nicht mehr. Auch keinen Einkaufsladen. Gut, dass wir genug Proviant haben, um die morgigen 95 km bei Gegenwind zu überstehen.
Seit der Grenze zu Colorado erleben wir die Menschen anders als vorher, verlangsamt, weniger aufgeschlossen, irgendwie verloren. Die Orte haben seit Ende der Bergbauzeit (Gold, Silber, Eisen, Uran) ihre Bedeutung eingebüßt. Die Minen sind geschlossen und gebraucht wird allenfalls alle 100 km ein Truckstopp für Durchreisende. Und so wird alles andere, auch die dagebliebenen Menschen, überflüssig.
Die Landschaft selbst ist einfach sehr beeindruckend. Schlecht zu beschreiben. Das Ganze ist das “Great Divide Basin” , eine riesige, in mehrere getrennte Ebenen geteilte Hochebene, in der früher die Büffel grasten und so zu den wichtigen Jagdgründen der Indianer gehörten. – Bis die Weißen erst durchtreckten, und dann zu siedeln begannen. Wyoming war bis zuletzt sehr dünn besiedelt, und es gibt ein großes Indianerreservat hier in der Gegend.